Die Nacht war zu vergessen, immer wieder heftige Böen und prasselnder Regen, an viel Schlaf war nicht zu denken, immer wieder ein Blick hinaus, sind die anderen Ankerlichter der anderen noch dort wo sie vorhin waren oder treibe ich schon samt Betonblock oder auch ohne irgendwo ans Ufer? Irrational eigentlich, da doch die Bojenleinen und die dicke Leine zum Betonblock stabil sind, aber die Erinnerung an eine Nevera (Seegewitter) in Veli Rat vor vielen Jahren mit der Familie ist mir noch zu gut in Erinnerung, wir wurden damals im Sturm samt Boje und Betonblock um gute 20m versetzt!
Jetzt ist es 10h vormittags, das Wetter scheint sich zu beruhigen, müde und etwas antriebslos mache ich mich auf den Weg zurück zur Mala Proversa, der Gegenstrom steht jetzt ziemlich stark und trotz Vollgas komme ich nur mit knapp 2,9kn durch die Enge. Als Tagesziel nehme ich mir die Bucht Soline auf Pasman vor und da die Entfernug dorthin nur 6sm beträgt, nutze ich die Zeit um zwischen den kleinen Inseln und Klippen zu kreuzen und verschiedenste Manöver zu fahren.
Generell sind sehr wenige Segler zu sichten, die meisten sind mit voller (Männer)Crew unterwegs, scheint die Jahreszeit dafür zu sein ;-)
Schließlich erreiche ich Soline und mache fest an einer der unzähligen Bojen im Inneren des südöstlichen Buchtabschnitts. Hier treffe ich einige vom Vortag wieder, auch ein deutsches Paar mit deren Eignerschiff liegt neben mir. Müdigkeit überfällt mich und so lege ich ein Stündchen Spätnachmittagsschlaf ein und verpasse damit die Chance ev. mit dem Beiboot eines Schiffsnachbar hinüber ins Gasthaus mitgenommen zu werden. Als ich aufwache sind die meisten drüben also ist wieder Kochen angesagt, diesmal auf die Schnelle Speck mit Ei und ein Karlovac dazu, passt! Habe eine echte Hetz mit den vielen Möven, die sich bettelnd und streitend rund ums Schiff versammelt haben, so vergeht die Zeit und somit steht wieder der Nachtcheck an, leider der letzte, denn morgen geht es zurück in die Heimatmarina. Also bringe ich wieder das selbstgebaute und helle Anker-LED Licht mit Dämmerungsschalter vorne am Schiff an, ich benutze deshalb nicht das Toplicht, da erstens ein Licht in Deckshöhe viel eher nicht übersehen wird und zweitens eine LED Lampe wesentlich weniger Strom verbraucht. Gut, das mit dem Übersehen trifft eher in der Hauptsaison zu wenn vor lauter Lichter am Himmel das Schiff nicht gesehen wird.
In der Dämmerung tukkert dann noch der Bojenkassier daher und typisiert mein Schiff, aufgrund meiner Einwände ich sei ja nur alleine, auf 7m runter, also zahle ich nur 70kn. In der Telascica konnte ich sie noch mit zwei Bier verabschieden, das funktioniert sicher nur im April so :-)))
Nach vielen Törns als Skipper mit Crew war es mir ein Anliegen, zu sehen wie ich allein mit den vielfältigen Manövern die die Führung eines Segelschiffs mit sich bringt, zurecht komme. Erschwerend war die gewählte Jahreszeit, die bekannt für durchwachsenes Wetter mit kurz aufeinander eintreffende Tiefs ist. Nicht die Anzahl der zurückgelegten Meilen stand im Vordergrund, sondern das Handling des Schiffes in den unterschiedlichsten Manöver- und Wettersituationen, sowie die Sicherheit.
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